Medizinisches Cannabis & Dr. Ansay: Was du wissen solltest
1. Rechtlicher Rahmen für medizinisches Cannabis in Deutschland
Seit März 2017 dürfen in Deutschland Ärztinnen und Ärzte medizinisches Cannabis auf einem BtM-Rezept verschreiben – unter klaren Voraussetzungen:
- Es liegt eine schwerwiegende Erkrankung vor.
- Andere Therapieoptionen wurden ausgeschöpft oder erscheinen nicht zielführend.
- Die Therapie erfolgt unter ärztlicher Kontrolle und Verantwortung.
Eine persönliche ärztliche Untersuchung ist Voraussetzung für eine rechtskonforme Verschreibung.
2. Das Angebot von Dr. Ansay
Die Plattform Dr. Ansay bietet Cannabis-Rezepte über Online-Fragebögen an – oftmals ohne ein direktes Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt.
Das bedeutet: Nutzer:innen füllen Symptome wie Schlafstörungen oder Stress online aus. Basierend darauf kann automatisiert ein Rezept erstellt und an eine Apotheke weitergeleitet werden.
Laut Medienberichten wie ZDF heute oder BILD wird das Vorgehen als „Rezeptfabrik“ kritisiert – auch weil häufig kein persönlicher Arztkontakt stattfindet.
3. Kritik und juristische Bewertung
Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) hat 2025 vor dem Landgericht Hamburg gegen die Firma von Dr. Ansay geklagt – mit Erfolg:
- Die Werbung für Cannabis-Rezepte ohne persönlichen Arztkontakt wurde als Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz (§ 9, § 10) gewertet.
- Das Gericht untersagte die werbliche Darstellung.
- Die Plattform musste die Kosten des Verfahrens tragen.
Auch Patientenverbände äußern Bedenken: Der schnelle Zugang zu medizinischem Cannabis ohne fundierte Diagnostik könne echte Patient:innen gefährden – z. B. durch Lieferengpässe oder mangelnde ärztliche Betreuung.
4. Risiken und Hinweise für Patient:innen
Aspekt | Was du beachten solltest |
---|---|
Medizinische Qualität | Nur ein persönliches Gespräch mit einer Ärztin/einem Arzt gewährleistet eine sichere Therapie. |
Rechtliche Konformität | Die Werbung für Cannabis-Rezepte ohne Arztkontakt wurde gerichtlich beanstandet. |
Versorgungssicherheit | Unkontrollierte Rezeptausstellung kann echte Patient:innen durch Engpässe benachteiligen. |
Fazit
Medizinisches Cannabis ist ein seriöses Arzneimittel – kein Lifestyle-Produkt. Der verantwortungsvolle Einsatz ist ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht und bei entsprechender Indikation rechtlich zulässig.
Die Plattform Dr. Ansay steht in der Kritik, Cannabis-Rezepte über Online-Fragebögen ohne echte ärztliche Kontrolle auszustellen. Auch juristisch wurden Teile des Angebots bereits beanstandet.
Wenn du medizinisches Cannabis in Erwägung ziehst, sprich mit einer vertrauenswürdigen Ärztin oder einem Arzt und informiere dich umfassend über Chancen, Risiken und Alternativen.
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information. Er stellt keine medizinische Beratung dar und bewirbt keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel. Bitte konsultiere bei gesundheitlichen Fragen eine Fachärztin oder einen Facharzt.
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